Ihr steht gerade vor dem Haus K der Hochschule Bremerhaven. Im Innern sieht es ein bisschen aus wie die verwunschenen Treppen von Hogwarts – der berühmten Schule für Hexerei und Zauberei der Harry Potter-Romane. Damit mutet das Gebäude mit der ältesten Geschichte der Hochschulgebäude besonders an. Das gesamte Haus ist aus rotem Backstein erbaut und in Teilen der Fassade finden sich Steine, die aussehen, als wären sie schon länger dort als andere der Steine. Doch woran liegt das?
Fotografin: M. Nowak
Bei einem Blick in die Vergangenheit merken wir, dass uns auf dem gesamten Campus Geschichte umgibt. Der Name des Haus K leitet sich, genau wie die angrenzenden Straßen „An der Karlstadt“ und „Karlsburg“ aus der wechselhaften Vergangenheit des Ortes ab. Im 17. Jahrhundert planten die Schweden hier eine Handelsstadt. Ziel war es, sich den wichtigen Zugang zur Weser als Handelsweg zu sichern. Ab ca. 1670 begann die Planung der Carlsburg bzw. Carlsstadt, benannt nach König Carl XI dem 11. Über die kommenden Jahrhunderte gab es viele Konflikte bezüglich dieses Standortes. Wenn ihr mehr darüber lesen wollt, dann kann ich Euch das Buch „Die Gebäude der Hochschule Bremerhaven“ von Christian Petermann empfehlen.
Wir schreiben das Jahr 1825:
Die immer weiter fortschreitende Versandung der Weser machte ein Durchkommen von Handelsschiffen in die ehemalige Hansestadt Bremen immer schwerer, weshalb über eine Lösung zur direkten Anlieferung der Güter nachgedacht wurde. 1827 begannen unter Leitung des holländischen Baumeisters Johannes J. van Ronzelen die Arbeiten am ersten Hafenbecken Bremerhavens. Die Stadt existierte damals noch nicht und wurde quasi um das Hafenbecken und das Gebiet der ehemaligen Karlsburg herum gegründet. Noch heute erinnert die nach dem Baumeiste benannte Van-Ronzelen-Straße an die Errichtung des Alten Hafenbeckens. Von der Hochschule Bremerhaven finden wir heute dort Haus C.
Quelle: Stadtarchiv Bremerhaven, Auswandererhaus, 1852: E3 - 21.32, Ereignisse 32 - Auswanderung
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann eine große Auswandererwelle nach Nordamerika sich zu formieren. Wirtschaftliche Nöte und politische sowie religiöse Verfolgung trieben die Menschen auf die ihre neue Heimat. „Bremerhavens Aufstieg zu einem weltweit anerkannten Überseehafen hing im Wesentlichen mit dieser Anfang des 19. Jahrhunderts einsetzenden Auswanderungswelle zusammen.“ so Petermann. (C. Petermann, 2005)
Waren es 1832 noch 200 Menschen, die das Gebiet der heutigen Stadt Bremerhavens bewohnten, waren es 1836 schon über 1000. Die Entwicklung des „Bremer Havens“ nahm durch einen konsequenten Ausbau an Fahrt auf.Ab 1840 profitierte die noch junge Stadt Bremerhaven von dem Geschäft mit der Auswanderung. „Für diesen Andrang reichten die Unterbringungsmöglichkeiten in Bremerhaven bei weitem nicht aus […].“ (ebd.), weswegen Ender der 1840er Jahre das Auswandererhaus Abhilfe schaffen sollte. Und hier sind wir nun und blicken auf die nahezu 200 Jahre alten Backsteine, die sich in der Fassade von Haus K wiederfinden.
Quelle: Stadtarchiv Bremerhaven, Auswandererhaus, innen: E3 - 21.32, Ereignisse 32 - Auswanderung
Petermann, Christian et al. (2005) Die Gebäude der Hochschule Bremerhaven.
Hochschule Bremehaven, der Rektor (Hg.), S. 11-13, Wirtschaftsverlag NW, Bremerhaven, ISBN: 3-86509-250-0.
Audio und Text: Dr. Melanie Nowak
Das zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter den Förderkennzeichen (01FP1801 / 01FP1802) gefördert.