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Die ehemalige Actien-Brauerei Karlsburg - Was gärt denn da?


Im Geocache „Haus K – ein Ort mit Geschichte“ konntet ihr bereits ein paar spannende Hintergründe zu Haus K entdecken. Doch das war noch längst nicht alles. Taucht mit uns in die spannende Welt der Lebensmitteltechnologie ab und bringt in Erfahrung, was in Bremerhavens Kessel brodelte.


Höre Dir jetzt spannende Hintergrundinfos zur ehemaligen Brauerei an:




Die Verarbeitung von Rohstoffen zur Herstellung von Lebensmitteln ist Teil der menschlichen Kulturgeschichte. Die Wissenschaftsdisziplin der Lebensmitteltechnologie befasst sich mit der Lebensmittelherstellung und ist in Deutschland seit den 1970er Jahren ein eigenständiger Studiengang. Auch an der Hochschule Bremerhaven kann man diesen Studiengang neben vielen anderen spannenden technischen Fächern studieren.


Dampf-Destillier- und Kochapparat, Likörfabrik Bernhard Plesse, verm. Ende 1920er Jahre (E3 - 12.02.10, Handel-Gewerbe-Dienstleistung - Brauereien...)

Quelle: Stadtarchiv Bremerhaven, Dampf-Destillier- und Kochapparat, Likörfabrik Bernhard Plesse, verm. Ende 1920er Jahre (E3 - 12.02.10, Handel-Gewerbe-Dienstleistung - Brauereien...)


Doch nicht erst seit der Einrichtung des Studienganges der Lebensmitteltechnologie sind lebensmitteltechnologische Prozesse für Bremerhaven wirtschaftlich relevant. Das 1849 erbaute Auswandererhaus erfüllte nur für eine sehr begrenzte Zeit seinen Zweck. Obwohl es aufgrund seiner guten Ausstattung mit Küche, Krankenstation und Kapelle einen hervorragenden Ruf hatte, machten zuerst der groß Andrang an Auswanderungswilligen der Einrichtung zu schaffen und ab 1855 dessen Rückgang. Der Wunsch auszuwandern nahm ab und die Anbindung nach Bremen hatte sich durch die Eisenbahnlinie deutlich verbessert, was ein langes Verweilen in Bremerhaven nun nichtmehr notwendig machte. Der Boykott Bremer Expedienten erledigte sein Übriges. Nach einigen Jahren des Leerstands des Auswandererhauses und anschließenden militärischen Nutzung als Kriegsgefangenenlager, Lazarett und Kaserne, wurde das Gebäude schließlich 1890 an ein Konsortium des Brauereibesitzers Kroker veräußert


„Am 17. März 1892 nahm die „Actienbrauerei Karlsburg“ ihren Betrieb auf“, so Petermann et al.


Karlsburg-Brauerei, Briefkopf, 1893 (aus Akte Schornstein- und Maschinenanlage, 1892-93, Blatt 308), (Akte Wesermünde - 110-2-3)

Quelle: Stadtarchiv Bremerhaven, Karlsburg-Brauerei, Briefkopf, 1893 (aus Akte Schornstein- und Maschinenanlage, 1892-93, Blatt 308), (Akte Bremerhaven Fach 110/2/2/3)


Es folgten turbulente Jahrzehnte. Beide Weltkriege setzten der Brauereigeschichte Bremerhavens zu. Aufträge brachen während des Ersten Weltkrieges so stark ein, dass nach dessen Ende die „Actienbrauerei Karlsburg“ 1922 von der Haake-Beck Brauerei Bremen übernommen und modernisiert wurde.


Auch der Zweite Weltkrieg hinterließ Spuren. Am 18. September 1944 wurde die Stadt Bremerhaven bei einem Bombenangriff stark beschädigt. Die Brauerei blieb von dem nicht verschont. Die stark zerstörten Teile des Brauereigebäudes wurden zwar kurz nach Kriegsende wieder in Stand gesetzt, doch nach einem temporären Aufschwung in den 1950er und 1960er Jahren wird deutlich, dass sich regionale Brauereien nur schwer gegen eine steigende Konkurrenz durchsetzen können. 1974 endet der Brauereibetrieb. 1979 erfolgte der Verkauf an den Bremer Senat mit dem Ziel das Grundstück der ehemaligen Brauerei für die Errichtung einer „Hochschule am Meer“ zu nutzen. Die Brautradition ist im Braulabor des Studiengangs für Lebensmitteltechnologie erhalten geblieben.


Karlsburg-Brauerei, 1950er Jahre (E3 - 12.02.10, Handel-Gewerbe-Dienstleistung - Brauereien...)

Quelle: Stadtarchiv Bremerhaven, Karlsburg-Brauerei, 1950er Jahre (E3 - 12.02.10, Handel-Gewerbe-Dienstleistung - Brauereien...)


Karlsburg-Brauerei, Dampfkessel-Zeichnung 2 (aus Akte Schornstein- und Maschinenanlage, 1892-93, Blatt 369), (Akte Wesermünde - 110-2-3)

Quelle: Stadtarchiv Bremerhaven, Karlsburg-Brauerei, Dampfkessel-Zeichnung 1 (aus Akte Schornstein- und Maschinenanlage, 1892-93, Blatt 369), (Akte Wesermünde - 110-2-3)


QUELLENANGABEN

Petermann, Christian et al. (2005) Die Gebäude der Hochschule Bremerhaven. Hochschule Bremehaven, der Rektor (Hg.), Wirtschaftsverlag NW, Bremerhaven, ISBN: 3-86509-250-0

Wikipedia-Eintrag zum Stichwort „Lebensmitteltechnologie“, Stand: 01.10.2020

Audio und Text: Dr. Melanie Nowak

Das zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter den Förderkennzeichen (01FP1801 / 01FP1802) gefördert.